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Rollstuhlprojekt – Ein Tag voller Herausforderungen und Erkenntnisse

Eine außergewöhnliche Erfahrung durften die Schüler des Wahlkurses „Generationen gemeinsam aktiv“ in der letzten Schulwoche machen. Unter der Leitung von Frau Schaffelhuber, der Mutter der bekannten Monoskifahrerin und Paraolympionikin Anna Schaffelhuber, konnten die Schüler spielerisch den Umgang mit dem Rollstuhl erlernen. Frau Schaffelhuber brachte nicht nur ihre umfangreiche Erfahrung und ihr Wissen ein, sondern bot auch tiefgehende Einblicke in das Leben mit einer Behinderung.

Die Schüler hatten die Möglichkeit, Rennen zu fahren, verschiedene Untergründe zu testen und sich im Rollstuhl durch das Schulhaus zu bewegen, den Aufzug zu benutzen und sogar beim Bäcker einzukaufen. Dies alles ermöglichte ihnen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen – besonders bei warmen Temperaturen für eine Dauer von drei Stunden.

Frau Schaffelhuber teilte zudem sehr persönliche und intime Einblicke in das Leben ihrer Familie, die sowohl bewegend als auch lehrreich waren:

  • Ängste und Ungewissheiten: Sie sprach über die Ängste einer Mutter, als noch nicht klar war, ob die Behinderung ihrer Tochter dauerhaft sein würde.
  • Widerstände und Akzeptanz: Anfangs weigerte sich die Familie, einen Rollstuhl anzuschaffen, da dies einem Akzeptieren der Behinderung gleichgekommen wäre. Doch später stellte sich die Anschaffung des Rollstuhls als Segen heraus, da die geistige Entwicklung ihrer Tochter dadurch nicht behindert wurde.
  • Soziale Unsicherheiten: Frau Schaffelhuber erzählte von den Unsicherheiten, wie Freunde und Bekannte mit der Situation umgehen würden.
  • Kreativität im Alltag: Sie berichtete von der Kreativität, die erforderlich war, um am normalen Leben teilzunehmen, wie beispielsweise die Anbringung eines Kerzenständers am Rollstuhl für die Kommunion.
  • Herausforderungen der Barrierefreiheit: Frau Schaffelhuber schilderte die Schwierigkeiten, in Deutschland behindertengerechte Eingänge und Toiletten zu gestalten, und die oft fast schon komischen „Fehlversuche“ wie Toiletten, die als Abstellkammer genutzt werden, oder viel zu hoch angebrachte Spiegel.

Am Ende des Workshops zog Frau Schaffelhuber ein ermutigendes Fazit: Es ist vieles möglich, wie das Beispiel ihrer Tochter Anna, die eine erfolgreiche Spitzensportlerin wurde, zeigt. Oft ist Kreativität gefragt, aber wenn man etwas wirklich möchte, dann kann man es auch schaffen.

Die Schüler hatten großen Spaß an diesem Projekt. Wir haben wertvolle Lektionen gelernt und werden zukünftig mit einer veränderten Perspektive durch das Leben gehen. Und ganz sicher werden sie Behindertenparkplätze und -toiletten mit anderen Augen sehen und ihre Tauglichkeit prüfen.

Anfang nächsten Schuljahres ist dann eine „Ausfahrt“ mit den Bewohnern des AWO-Seniorenheims mit den Schülern des Wahlkurses am Bockerlbahn-Radweg geplant. Neben Rollstuhlfahrern sollen hier auch Senioren mit Rollatoren bzw. anderen Gehhilfen mit von der Partie sein.

Der Wahlkurs “Generationen gemeinsam aktiv” wird unterstützt durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und trägt dazu bei, das Zusammenkommen der Generationen durch eine Vielzahl von Aktivitäten zu fördern.

OStRin Monika Rösler (Leiterin des Wahlkurses)

 

Gymnasium Landau an der Isar