Getreu dem Motto „Kunst trotz(t) Corona“ haben sich 14 sehr talentierte Schülerinnen und Schüler im P-Seminar „Streetart“2019/21 am Gymnasium Landau an der Isar auf den Weg gemacht, um in einer beeindruckenden Kunstausstellung ihre Arbeiten nun in der Aula zu zeigen. Das breitgefächerte Spektrum an künstlerischen Techniken reicht von Acrylmalerei auf Leinwand, über Farbauftrag durch Spraydosen, bis hin zum Linoldruck auf Papier und der besonderen Form der String Art, bei der das Motiv mithilfe von Nägeln und Garnen auf einer Holzplatte erstellt wird.
Die widrigen Umstände haben den Kursteilnehmer/innen abverlangt, flexibel zu sein und umzudisponieren, so wurden die Leinwände in vielen Stunden „Heimarbeit“ während der Zeit der Schulschließung zu Hause fertig gestellt. Es ist bewundernswert, dass sie trotz der Pandemie einen solchen Enthusiasmus an den Tag legten, und man sieht auch, welchen Stellenwert die Kunst und das eigene künstlerische Schaffen, gerade in einer Zeit, in der Entbehrungen an der Tagesordnung sind, bekommen kann.
Die Gruppe der Maler/innen setzt sich aus neun Schüler/innen zusammen, die alle auf einem Format von 70×100 cm gearbeitet haben.
So entführt uns Nina Einhell mit einer farbenprächtigen Häuserfassade in die Hügel der Côte d´Azur. Mit der Impastotechnik, einer Malweise, bei der der Farbauftrag reliefartig auf der Oberfläche steht, lässt sie uns an ihrem Fernweh teilhaben, das gerade so viele von uns auch verspüren.
Katharina Gönczi zeigt mit Ihrer Darstellung einer Frau mit einem roten Regenschirm, dass es auch in verregneten und trostlosen Tagen durch einen Regenbogen Hoffnung und Momente des Glücks geben kann.
„Chinese dragon“ betitelt Vanessa Graf ihre Darstellung dieses majestätischen Wesens, das trotz seiner angsteinflößenden Wirkung den Frieden unter die Menschen bringen soll.
Josefine Leeb widmet sich dem sehr sinnlichen Motiv des Kusses und lässt in einer Neuinterpretation das bekannte Motiv aus dem Jugendstil von Gustav Klimt vor einem feuerroten Hintergrund erstrahlen.
„Der Herr der Bienen“, ein blauer Mann mit voluminöser Frisur, umschwirrt von Bienen, mit einem ebenso flimmernden Hintergrund aus schachbrettartigem Schwarzweiß-Muster, ist Barry Bee. Oder ist es doch nur ein Imker?
Mit „Addicted“ nimmt Nadine Pertler eine kritische Position zum Thema „Rauchen“ ein und zeigt mit einem in Grautönen gehaltenen Portrait einer traurig dreinblickenden Frau auf, welche Folgen der Zigarettenkonsum haben kann.
Die knallig bunte Welt der Pop Art hat es dagegen Melanie Stangl angetan. In einer Art Vexierbild, einer optischen Täuschung, mischt sie eine angebissene Birne mit zwei Köpfen eines verliebten Paares.
Einen wahren Charakterkopf hat Nico Straßenberger in Homer Simpson gefunden, der genüsslich in einen Donut beisst und genau, weil Homer die Vorurteile eines Stereotyps der US-amerikanischen Arbeiterklasse so gut bedient, ist er als Kultfigur auch in der Kunst anzutreffen.
Veronika Zocher möchte eigentlich nur in ihr ganz normales Leben vor der Seuche zurück. Eine schwarze Silhouette eines einsamen Wolfes vor einem tief stehenden Vollmond drückt zum einen die Begeisterung für das scheue Tier aus, aber auch die Einsamkeit, der sich nun viele in Coronazeiten gegenüber sehen.
Eine Mischtechnik von Sprühfarbe und Acrylmalerei benützen zwei Schülerinnen.
Was haben ein Buckelwal und das Universum gemeinsam? Theresa Fischer erklärt es so, „die Komfortzone eines Buckelwals ist das Meer. Zieht man jedoch den Wal aus seiner Komfortzone und bringt stattdessen die Komponenten Universum und Buckelwal zusammen, kommt dabei etwas Großartiges heraus“, anders gesagt “Great things never come from comfort zones“.
Selina Jahrmatters grünblau leuchtendes Polarlicht, das sie gerne mal auf der nächsten Reise sehen würde, steht im Kontrast zum schwarzen Barcode und der Aufschrift „no feelings“ im Vordergrund. Manchmal wünscht man sich einfach nur, aufgrund der Masse an auf einen einströmender Reize mit seinen Gefühlen besser umgehen zu können.
An den Linolschnitt hat sich Julian Fechter heran gewagt. Die Darstellung der Symbole aller Weltreligionen werden auf einer großen Leinwand zusammengesetzt. Für ihn, so der Schüler, „hat die Religion die Macht, Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Kulturkreisen miteinander zu verbinden. Des Weiteren gibt der Glaube vielen Menschen Hoffnung in schwierigen Lebenssituationen.“
Orange und Blau sind die dominierenden Farben bei Lena Heißenhuber, die das Motiv eines Turnschuhs in unterschiedlichen Variationen auf eine Holzplatte genagelt hat und im zweiten Schritt mit Garnen die Nägel akribisch umschlungen hat, sodass eine Lineatur eines Sportschuhs entstand. „„Citius, altius, fortius, zu deutsch, „schneller, höher, stärker“ ist keine Aufforderung zum Größenwahn, sondern soll den Athleten dazu anspornen, sein Bestes zu geben und diese persönliche Bestleistung auch als höchsten Gewinn anzusehen.
In der gleichen Technik verfährt Zehra Osmani mit Ihrer Eule „Hedi“, die alles Ungewisse und Unbekannte durchschauen kann. Gekonnt verbindet sie die Idee des Traumfängers mit der runden Kreisform, in der die Eule integriert ist. Nach der Mythologie der Ojibwe-Indianer soll das Kultobjekt dazu in der Lage sein, den Schlaf zu verbessern. In den Fäden des Kreises sollen die bösen Träume hängen bleiben und am Morgen von der Sonne neutralisiert werden.
Schade, dass keine Vernissage veranstaltet werden konnte. Für die kommenden Wochen werden die Werke noch in der Aula des Schulhauses zu sehen sein. Bereits zum dritten Mal hat es das Seminar „Streetart“ möglich gemacht, das Schulhaus auch auf längere Sicht mit den eindrucksvollen Arbeiten der Schüler/innen zu verschönern, da die Werke noch für einige Zeit die Gänge im Schulhaus schmücken werden.
Das Fach Kunst bietet mit etablierten P-Seminaren, wie „Streetart“und „Modedesign“, sowie dem W-Seminar „Der Traum vom Haus“ ein breitgefächertes Angebot für die Schüler/innen der Oberstufe. Auch im kommenden Schuljahr wird u.a. wieder ein Seminar „Streeart“ zustande kommen und man darf ebenso gespannt sein, mit welchen Ideen die Kursteilnehmer/innen nicht nur das Auge des Betrachters erfreuen werden, sondern auch zum Gedankenspiel anregen, genauso wie heuer!
Text: Magdalena Schollerer